Klassenfahrt nach Köln

Dafür bist du einfach nicht männlich genug. Das würde lächerlich aussehen. Eigentlich hast du gar nichts männliches an dir. Du hast fast keine Muskeln, bist so dünn, dass fast der Wind durchpfeifen kann und du hast sogar eher mädchenhafte Gesichtszüge – auf jeden Fall ist dein Gesicht weiblicher als das von den meisten Mädchen in unserer Klasse.“ Nachdem sie das gesagt hatte, brachen wir beide in lautes Gelächter aus, weil wir wirklich ein paar Mädchen in der Klasse hatten, die sehr derbe, grobe, holzschnittartige Gesichtszüge hatten. Das Eis zwischen uns war durch Petras Witz endgültig gebrochen. Wir waren uns auf einmal nahe und ich hatte das Gefühl, ihr unbedingt vertrauen zu können. „Ich hab’s“ rief sie plötzlich aus, so als würde sie den Einfall haben, den es brauchte, um die Situation zu retten. „Machen wir dich doch einfach zu einem Mädchen. Wenn du schon weiblicher als mindestens 5 Mädchen in unserer Klasse aussiehst, warum sollten wir dich dann nicht auch zu einem Mädchen machen? Und Klamotten für deine Verkleidung kriegen wir auch zusammen. Schminke ist eh genug da.“ Der Vorschlag erschreckte und faszinierte mich. Mir wurde heiß und kalt. Mir war, als hätte Petra mich gerade bei etwas Verbotenem ertappt. Natürlich hatte sie nur den Vorschlag gemacht, mich als Mädchen zu kostümieren. Aber sie hatte unwissentlich etwas angestoßen, was mich schon seit einiger Zeit beschäftigt hatte. Etwas, was mich einerseits anzog, was ich aber auch aus Furcht nicht an mich ranlassen wollte: Erstmals hatte ich es gespürt, als ich meine achtzehnjährige Schwester beobachtet hatte. Meine Schwester, die im Gegensatz zu mir beliebt und umschwärmt war. Ich hatte gesehen, wie sie mit den Jungs spielte, wie sie ihre weiblichen Reize einsetzte, um die Jungs um den Finger zu wickeln. Ich hatte gesehen, wie sie ihre Kleidung mit großer Sorgfalt und Hingabe danach aussuchte, ob sie damit ihre weiblichen Reize in Szene setzen konnte. Ich hatte gesehen, wie die Jungs und Männer ihr gierig hinterher schauten und sie die Blicke genoss.